Igel

Igel sind nachtaktiv - wie ich auch. Deswegen treffen wir uns so oft. Eigentlich erlebe ich Igel als sehr neugierige Wesen. Sie überwinden sehr schnell Berührungsängste mit dem Menschen, sobald sie erfühlen, dass man nicht böse mit ihnen umgeht. Man wird alsbald schon beschnuppert, dann abgetastet. Keine Angst, die Tiere geben schon Acht, dass sie einem dabei nicht stacheln, im Gegenteil, es fühlt sich unglaublich süß an und kitzelt. Ihr Puls wird dabei schon nach wenigen Minuten wieder normal.

Igel sind auf keinen Fall zu reinigen, schon gar nicht in der Waschmaschine, sie brauchen ihren Dreck. Vom Ungeziefer (Flöhe) darf man sie aber befreien (Spray, weicher Pinsel). Igel dabei nicht festhalten, sonst bekommt er Angst, er merkt schon, was man mit ihm vor hat. (Zecken müssen leider schmerzhaft mit der Pinzette ausgerissen werden, mit der Lupe und einer starken Lampe prüfen, ob man sie vollständig erwischt hat, ohne den Igel zu blenden). Hat man sich einmal mit einem Igel angefreundet, kommen sie über Jahre immer wieder von Zeit zu Zeit bei einem vorbei, um sich putzen, wärmen und füttern zu lassen (Rührei, gebratenes Fleisch, nie rohes, erhitztes Hundefutter, keine Milch), oder auch nur mal wieder mal zu schnuppern, ob man noch da ist.

Kranke Igel haben Schlitzaugen, rennen bei unter 10 Grad noch rum, fressen nicht sofort nach Ablegen der Angst, sind ausgekühlt, torkeln, rennen bei Tag rum... sie gehören alsbald zum Tierarzt.

Igel gehören erdgeschichtlich zu den ältesten noch existierenden Säugetierformen. Ihre Vorfahren lebten schon vor etwa 65 Millionen Jahren, ihr jetzigen Aussehen besitzen die Stacheltiere seit circa 15 Millionen Jahren.

Igel besitzen rund 6000 bis 8000 Stacheln. Bei unmittelbarer Gefahr oder Berührung rollen sie sich ein und richten die Stacheln auf. Mit ihrem hervorragenden Geruchssinn finden sie Nahrung und Artgenossen. Das Gehör ist ebenfalls ausgeprägt, es reicht weit in den Ultraschallbereich hinein. Leider konnte ich noch nicht feststellen, ob Igel auf die menschliche Stimme reagieren, da ich sie nicht längere Zeit im Käfig halten und an den Menschen gewöhnen möchte. Das Sehvermögen ist nur mäßig. Bei Gefahr fauchen, puffen oder tuckern sie. Selten hört man ein helles Keckern oder ihre lauten Schmerzens- oder Angstschreie (Kreissäge!). Ein zusätzliches Sinnesorgan ist das Jacobsonsche Organ. Begegnet einem Igel ein ihm unbekannter Geruch, bekaut er diesen, bis schaumiger Speichel entsteht. Nach der Prüfung des Materials spuckt er den Speichel auf seinen Rücken.

Die Hauptnahrung der Igel sind Käfer, Regenwürmer und Larven, Ohrwürmer, ferner Schnecken, Tausendfüsser, Spinnen,... Igel fressen keine Pflanzen, kein Obst und kein Gemüse!

Die Paarungszeit liegt zwischen Mai und August. Zweitwürfe sind selten. Nach einer Tragzeit von 35 Tagen kommen durchschnittlich vier Junge zur Welt. Bei der Geburt der 12 bis 25 Gramm schweren Igelbabys sind Augen und Ohren geschlossen, sie haben schon etwa 100 Stacheln. Im Alter von 14 Tagen beginnen sich Augen und Ohren zu öffnen, nach drei Wochen stoßen die Zähnchen durch. Die Igelin säugt die kleinen 6 Wochen lang, und zwar tagsüber, denn nachts geht sie auf Nahrungssuche. Nach 3 Wochen verlassen die Jungen erstmals kurz das Nest und fressen auch selbst. Mit sechs Wochen sind die Jungtiere selbständig und zerstreuen sich allmählich als Einzelgänger. Die Männchen haben mit der Aufzucht der Jungen nichts zu tun. Igel mit weißen Stacheln (Albinos) kommen selten vor.

Zur Überbrückung der nahrungsarmen Monate halten Igel Winterschlaf. Bis zum Herbst fressen sie sich deswegen ein Fettpolster an (stabile 600 g absolutes Minimum). Dank der herabgesetzten Körperfunktionen können sie damit bis zu einem halben Jahr ohne Futter auskommen. Im Winterschlaf ist ihre Herztätigkeit von ca. 180 Schlägen pro Minute auf etwa 8 Schläge pro Minute verringert; sie atmen lediglich 3 - 4mal anstatt 40 - 50mal pro Minute. Die Körpertemperatur sinkt von 36 Grad auf 5 Grad ab, ist aber immer höher als die Umgebungstemperatur. Während des Winterschlafs verlieren die Igel 20 bis 40 % ihres Körpergewichts. Stört man einen Igel versehentlich beim Winterschlaf, baut man ihm am besten ein neues warmes Nest und lässt ihn dort weiterschlafen. Igel können ein Alter von etwa sieben Jahren erreichen. Die Jungensterblichkeit ist sehr hoch.

Weblinks: www.pro-igel.de

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