Hier entsteht nach und nach ein Vokabelheft, für alle, die mit ihren Haustieren reden
wollen. Da die Tiersprache schwer zu kapieren ist, und das Übersetzen ganz schön schwierig ist,
wird die Liste hier nur ganz allmählich länger. Hauptsächlich habe ich die Zeichen von Pferden
gelernt, funktioniert aber auch mit anderen Tieren, Hunden, Katzen, sogar bei Schlangen, Vespen, Spinnen
habe ich schon derartige Erfahrungen gemacht.
Das Verblüffende ist, alle folgenden Zeichen funktionieren immer und
IN BEIDE RICHTUNGEN
Tier sagt was, Mensch gibt die passende Antwort -
oder Mensch sagt was, Tier gibt sofort passende Antwort.
Es geht nicht um das allseits bekannte Mensch befiehlt, Tier gehorcht,
Es soll ja immer noch Menschen geben, die meinen, ihr Hund oder ihr Pferd lernt zu gehorchen,
wenn es mit den unterschiedlichsten Methoden dazu gezwungen wird, sauber eingeteilt in Lektionen
mit zahlreichen Wiederholungen. Derartige Leute denken auch, ihr Pferd oder Hund weiß nicht,
wer im Zweifelsfall der Stärkere ist.
Zahlreiche Wiederholungen nerven ein Tier! Bei 4 Wiederholungen hat selbst der dümmste
Esel es kapiert, entweder er macht es oder er macht es eben nicht, weil er es nicht
machen will. (Derartige Machtspielchen entstehen aber erst, wenn das Tier keine Chance mehr
sieht, seinem Herrchen (.. F rauchen, ich glaube, wir lassen das Gendern lieber sein)
interessante Dinge mitzuteilen. Dann unterhält sich das Tier eben damit,
mit seinem Herrchen Schabernak zu treiben.) Ebenso wenn ein Tier nur Befehle erhält,
sich aber nicht verstanden fühlt
oder keine Möglichkeit sieht, seinem Menschen etwas mitzuteilen.
Kommunikation nur in eine Richtung. Entweder das Tier wird gleich aggressiv, oder etwas später
oder es treibt Schabernak mit seinem Herrchen, oder resigniert, verliert das Interesse an seinem
Herrchen und verblödet allmählich.
Von wegen Rangordnung, das klassische Reitlehrer-Zitat: wer bewegt wen, wer weicht wem aus usw... klar gibt es situationsbedingt
solche Spielchen und die muss man auch kennen und sofort kontern - diese dienen
aber eher der Unterhaltung als der Rangordnung und langfristig riskiert man auch nichts,
wenn man mal vom Tier vorgeführt wird und der Dumme ist. - Zur echten
Rangordnung gibt es eigentlich nichts weiter zu sagen: ein Mensch sieht auch mit viel
Phantasie nicht aus wie eine Leitstute - und ein Pferd oder Hund weiss auch,
dass er kein Mensch ist.
Wer von beiden der physisch stärkere und wer der Intelligentere ist, braucht auch nicht
erst per Rudelkampf festgelegt werden. Und man tut gut daran, sein Gegenüber auch nicht
dazu aufzufordern, indem man den starken Maxen spielt.
1. Der Mensch hat die übliche Distanz zu respektieren!
Auf einen fremden Menschen geradewegs zuzugehen bis auf 20 cm und ihm dann mit der Hand in den
Haaren rumzufuchteln, ist respektlos und dafür gibt es wahrscheinlich gleich eine Ohrfeige.
Genau dasselbe auch beim Hund und
Pferd und sonstigem Tier. Wobei einem Pferd als Fluchttier eine respektable Distanz je
nach seinem Charakter durchaus 20 m oder 50 m bedeuten kann. Jede weitere Nähe hängt
von beidseitiger Entscheidung ab. Nähe und Vertrauen muss man sich verdienen.(s. auch
unten "blinzeln")
2. Am Kopf und Hals des Tieres hat ein Mensch erst mal nichts verloren!
Genauso wenig wie am Kopf und Hals einer fremden Person.
Dies zum Thema: Zerren an Leine oder Zügel. Nicht nur, dass dies respektlos ist,
unangenehm oder sogar weh tut, nicht gut für Genick, Rachen und Schlagadern des Tieres.. es erzeugt mit der
Zeit Kopfscheu, das Pferd wird auf die Vorhand gezogen, so lange, bis der Befehl vorwärts
zusammen mit dem Zug auf die Vorhand zur Gewohnheit werden. Dazu kommt dann meist noch der Zug des
Reiters am Zügel beim Anhalten, auch beidseitig, dieses Mal in die Gegenrichtung ..
und schon hat man ein gewaltig vorhandlastiges Pferd.
Und drittens bringt der Zug am Zügel
das Pferd aus seinem diagonalen Laufmuster-Denken in ein Vorderhand-Hinterhand-Denken, und man
muss sich nicht wundern, wenn es plötzlich einmal, wenn man allzu sehr zerrt, die Vorder- oder
Hinterhufe hoch in die Luft buckelt.
Wie gehts richtig? Der Führstrick, wenn es unbedingt einen braucht (denn er verursacht meist mehr Probleme als er von Nutzen ist .. einen kleinen Hund kann man vielleicht im Zweifelsfall am Strick halten .. einen großen oder ein Pferd bestimmt nicht. Das Tier wird aber gegenüber Artgenossen durch den Strick erstens als lächerlich gemacht und in die Opfer-Rolle gedrängt (wenn ich spazieren gehe und ein Mensch kommt mir entgegen, der von einem anderen Menschen an einem Strick geführt wird, würde ich mir wahrscheinlich auch nicht ein dummes Grinsen oder eine Bemerkung verkneifen können) und zweitens in seiner Körpersprache mit dem anderen Tier erheblich behindert, so dass ihm oft nichts weiter als Aggression bleibt .. da das spielerische Vor- und Zurück, agieren und beschwichtigen, ja durch den Strick verhindert wird. (Um dem peinlichen Angebundensein gegenüber anderen Hunden zu entgehen, hat die Hündin Chloee ein interessantes Verhalten entwickelt: sie macht dann an der Leine wie wahnsinnig. Damit will sie dem anderen Hund sagen, schau wie gefährlich ich bin, mein Herrchen braucht sogar einen Strick, damit ich dich nicht kaputt beiße. Dass der andere Hund darüber nicht erfreut ist, und Wiedersehen nicht unbedingt Freude macht, braucht man nicht zu sagen.)
in diesen Bereich sind noch kaum Menschen vorgedrungen!
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* das Blinzeln kommt vielleicht davon, dass man, wenn man die Augen schließt,
nicht sehen kann, ob man vom Hund gebissen wird oder nicht. Experten glauben,
dass es um diesen Vertrauensbeweis geht. Im normalen Umgang dauert das Blinzeln
aber höchstens eine halbe Sekunde. Bisher haben mir alle Hunde ohne Ausnahme
auf mein Blinzeln entsprechend geantwortet, selten mit "nein", aber wenn,
dann muss man es respektieren und sich seitwärts entfernen.
** Jeder kennt die Situation, das Pferd sieht beim Führen ein Lecker-Pflänzchen am Boden
und rapsch ist der Kopf unten. Nun beginnt ein Gezerre am Halfter und ein Gerupfe am
Pferdekopf. Wer nicht für die Meisterschaft im Tauziehen tranieren will, der kann
es ja mal statt mit Zerren mit einem kurzen leichten Aufstampfen probieren. Sieht viel
eleganter aus und schont den Pferdekopf.
*** folgende Situation: Pferd 100m weg sieht einen Apfel und kommt nicht ran. Ich reagierte nicht
auf die Geste, weil ich nicht wusste, was das Pferd will. (Senkte Kopf Richtung Boden).
Als ich näher kam, hob es zusätzlich das Vorderbein. Da war mir dann klar, worum es ging.
andere Situation: Ich streichle einen Hund, ihm gefällt es. Ich
höre auf und er hebt er das rechte Vorderbein. Klar, heißt: mach weiter.
Ganz wichtig ist, im Umgang mit Tieren völlig ruhig zu bleiben und entspannt zu atmen.
Und wenn man es nicht ist, dann ehrlich seine Gefühle zugeben. Es ist noch niemand
vom Hund gebissen worden, weil er Angst vor dem Hund gezeigt hat - wohl aber derjenige,
der keine Angst zeigen wollte und vor Angst gezittert hat.
Hände eng am Körper, lockere Faust, nicht rumfuchteln, also keinerlei Gefahr
signalisieren. Ganz wichtig ist, so ruhig zu sein, dass das Tier aufmerksam bleibt,
die Signale mit Aufmerksamkeit verfolgt
und nicht, kein bisschen, in Aufregung, Hektik oder Panik kommt. (bei aufgebrachten Hunden oder Vespen fällt das schwer .. ja, richtig
gehört, sogar Vespen und Spinnen verstehen die o.g. Zeichen und reagieren darauf. Es
kann jedoch etwas dauern, bis ein so kleines Tier einem als Mensch erkennt, einordnen kann, wo die Augen
sind und wo die Beine, man ist schließlich für das Insekt so groß wie ein Hochhaus.
Deswegen langsam und zweimal oder dreimal die Zeichen wiederholen. Die Vespe oder Spinne
folgt dem Blick und der Stellung des Arms und der Finger und fliegt zum Fensterspalt hinaus.).
Doch lohnt die Mühe den Erfolg, man glaubt nicht, wie dankbar Tiere sind, wenn sie merken,
dass es jemand gibt, der sie versteht.
Tieren ist grundsätzlich langweilig und sie sind für jede Art von Unterhaltung
zu begeistern, solange es einen Anreiz wie Belohnung (Streicheln, Leckerli, Ruhepause),
Anerkennung (Lob) oder Selbstbestätigung (z.B. Pferd kann höher springen als Mensch)
gibt. Sie sind auch bereit, jeden Unfug mitzumachen. Sogar bei dem Spiel, unklar formulierte
Wünsche des Menschen zu erraten, bei Richtig gibt"s Lob, bei Falsch gibt"s
Schläge, machen sie noch sehr sehr lange geduldig mit. (Normal zeigt man einem Tier
etwas, beim nächsten Mal kann es das, denn Tiere sind nicht schwer von Begriff (aber sie
machen gern das Spiel "zeig mir nochmal, zeig mir nochmal, ich stell mich blöd" mit dem Menschen), bei
drei oder vier Wiederholungen macht es das immer richtig, nach ca. 20 Tagen geht es in Fleisch
und Blut über - genau wie beim Menschen auch) Eure Geduld ist auch wichtig,
bei den Pferden dauert eine Entscheidung - beispielsweise komme ich
mit oder bleibe ich hier - schon mal 20 Sekunden ... oder sogar länger .....
Bin dankbar für Eure Mails und neue Tipps und Vokabeln! Viel
Spaß bei der Unterhaltung mit Euren Tieren!
Literatur:
Martin Rütter:
Brigitte Rauth-Widmann:
Monty Roberts:
Monty Roberts:
Paul Watzlawick u.a.:
Joseph P. Forgas:
Monika Renz: