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Zuvor jedoch ein ganz wichtiger kurzer Einschub von OGV-Mitglied Andreas:
Egal, ob mit Baumwachs oder ohne - hier scheiden sich sowieso die Geister - oder mit Blech drüber oder wie früher mit Beton drin (was lustig anmutet, aber wegen der Alkalität nicht ganz verkehrt ist): eine Stammwunde ab ca. 5 cm verkraftet ein Baum nicht, es bilden sich Risse, bevor die Stelle überwachsen kann, Wasser dringt ein, es beginnt zu faulen und fault nach und nach im toten Holz des Stamm-Kerns bis hinunter zur Wurzel! Stärkere Äste immer so weit außen erst einkürzen, wie sie noch genug Licht für ihre Austriebe bekommen. So sehr es auch reizt, stärkere tiefhängende Äste zu entfernen, weil es beim Mähen stört oder man sich den Kopf anschlägt, man sollte es lassen! Einzig für Profis gibt es die Möglichkeit, einige Reisser über die Wunde zu pfropfen, welche die Wunde dann überwachsen. Dazu darf der Baum aber nicht zu alt sein.
Ein waagerechter Schnitt führt mit oder ohne Baumwachs immer zu einer Faulstelle, die früher oder später den gesamten Ast aushöhlt und im Stamm dann anfängt, den Baum auszuhöhlen. Der Baum versucht, die Wunde zu überwulsten, wodurch ein kleiner "See" entsteht. Muss ein waagerechter Schnitt unbedingt sein, sollte man ein Blech (o. Ä.) darüber legen. Hilfreich ist ein Austrieb neben der Wunde: dieser hilft, damit der Baum die Wunde schneller überwulsten kann.
Auch mit Blechen und Dächern versehen, führt Gipfeln immer zu Totholz und später zum Ausriß der obersten Äste, die nach oben im Totholz keinen Halt mehr finden. Anstatt zu gipfeln, sollte man von Anfang an konsequent verhindern, dass der Baum zu hoch wird - eine andere Lösung gibt es nicht.
Winterschnitt: Kern- und Steinobst von Januar bis Mitte März (nicht bei Temperatur unter - 5 Grad).
Sommerschnitt: Süß- und Sauerkirschen nach der Ernte;
Kernobstspindeln ab August
Walnuss zum Laubfall
Zwetschgen/Mirabellen (Steinobst) nach der Ernte
L) Leitast:
- 3 bis 4 Leitäste als Träger der Seitenäste
- gleichmäßig in der Krone verteilt
- Abgangswinkel vom Stamm 45 bis 60 Grad
- sollen mgl. nicht in einem Quirl zusammenstehen
LV) Leitastverlängerung
F) Fruchtast:
- trägt das Fruchtholz
SV) Stammverlängerung
- Spitzenförderung Die am höchsten stehende Knospe treibt am stärksten aus. Dies gilt auch für benachbarte Triebe. überragt beispielsweise ein Seitentrieb die Stammverlängerung, so wird der Seitentrieb stärker austreiben und somit die Mitte überragen.
- Oberseitenförderung Bei einem waagerechten Trieb sind die astoberseits stehenden Knospen im Austrieb gefördert. Es entstehen schwache Kurztriebe auf der Astoberseite.
- Scheitelpunktförderung Die im Scheitelpunkt eines gebogenen Triebes stehenden Knospen treiben bevorzugt aus. Dort entstehen teilweise starke, aufrechte Ständertriebe.
a. Ein starker Rückschnitt führt zu einem starken Austrieb aus den
wenigen verbleibenden Knospen. Es entstehen einige wenige oder lange Neutriebe.
b. Wird kaum zurückgeschnitten, so verbleiben eine Vielzahl von Knospen
am Trieb. Aus diesen Knospen entstehen dann viele schwache Austriebe.
c. Schneidet man die Krone ungleichmäßig zurück, so tritt das Gesetz
der Spitzenförderung in Kraft. Die höherstehenden Knospen treiben stärker
aus und die Krone entwickelt sich ungleichmäßig. Deshalb muss bei Schnittmaßnahmen
die gesamte Krone hinsichtlich der Schnittstärke gleichmäßig behandelt werden.
- Rückschitt des einjährigen Triebes über eine nach außen zeigende Knospe (keine Zapfen stehen lassen). Die nachfolgende Knospe wird ausgebrochen, damit kein Konkurrenztrieb zum Haupttrieb entsteht.
- Rüchschnitt ins alte Holz über einen Nebenast oder Nachtrieb (Absetzen)
- Wegschnitt eines Seitenastes auf Astring
- Absägen starke Äste mit 3 Schnitten:
1. Astunterseite einsägen
2. Astoberseite einsägen
3. Stummel sauber am Stamm absägen
Generell sollten die Wunden, die größer als ein 2-Mark-Stück sind, mit Wundverschlussmittel verstrichen werden. Pilzinfektionen werden dadurch weitgehend verhindert. Ausgefranste Wundränder sollten mit dem Messer glattgeschnitten werden. Der Heilungsprozess verläuft umso schneller, je kleiner und glatter die Schnittfläche ist.
Der Pflanzschnitt ist die Grundlage zum Aufbau einer tragfähigen Krone. Zuerst wählt man die 3 Leitäste aus. Geeignet sind flach ansetzende Seitenäste, die gleichmäßig nach allen Seiiten abgehen. Zu steil ansetzende Äste (Schlitzäste) sind ungeeignet. Sie brechen später bei Belastung leicht aus.
Zudem sollen die Leitäste nicht in einem Quirl beieinander stehen, sondern am Stamm gestreut sein. Die Streuung der Leitäste führt ebenfalls zu einer stabileren Krone. Anschließend werden die 3 Leitäste durch Aufbinden oder Abspreizen in einen Winkel von 45 bis 60 Grad gebracht. Danach erfolgt ein Rückschnitt der Leitäste um 1/3 bis 1/2 auf ein nach außen zeigendes Auge. Dabei ist zu beachten, dass die Leitäste auf gleicher Höhe angeschnitten sein müssen, damit im nächsten Jahr alle 3 Leitäste gleich stark austreiben.
Der Mitteltrieb darf die Leitäste um etwas 15-20 cm überragen und wird dementsprechend zurückgeschnitten.
Der Erziehungsschnitt wird bis zum Einsetzen des Ertrages durchgeführt. Auch diese Schnittmaßnahmen dienen zum Aufbau einer stabileren Krone. Es werden nun Seiten- und Fruchtäste in die Krone eingebaut.
Konkurrenztriebe (1) zur Stammverlängerung und zu den Leitastverlängerungen werden auf Astring weggeschnitten. Starke innen nachwachsende Trieb (2) auf den Leitästen werden ebenfalls entfernt. Danach erfolgt der Rückschnitt der Leit- und Stammverlängerung. Die Stärke des Rückschnitts richtet sich nach dem erfolgten Austrieb. Bei schwachem Trieb wird stärker, bei starkem schwächer auf ein nach außen gerichtetets Auge zurückgeschnitten. Auch diesmal müssen die Schnittstellen an den Leitästen in der Saftwaage, d. h. auf gleicher Höhe sein. Die Mitte ist etwas 20 cm höher als die Leitastspitzen.
Die weitere Erziehung hat zum Ziel, Fruchtäste (1) an den Leitästen (2) und an der Stammverlängerung einzubauen. Zuerst werden immer die Leitäste neu formiert, falls sie zu steil oder zu flach stehen (abspreizen oder aufbinden). Danach entfernt man wieder die Konkurrenztriebe zur Stamm- und zu den Leitastverlängerungen. Steil stehende, nach innen wachsende Triebe auf den Leitästen werden entfernt.
An jedem Leitast werden etwa drei Seitenäste eingebaut, die als Fruchtholzträger dienen. Diese Seitenäste sollten vom Stamm mindestens 60 - 80 cm Abstand haben und untereinander ebenfalls 80 - 100 cm voneinander entfernt sein. Seitenäste sollen nahezu waagerecht vom Leitast abgehen. Hier muss eventuell mit Schnur oder Spreizholz formiert werden. Diese Seitenäste werden nicht angeschnitten. An den Seitenästen entsteht dann Fruchtholz. Bis etwa zum 4. Standjahr werden die Leitastverlängerungen angeschnitten, um die Bildung von Seitenästen anzuregen und um die Krone gleichmäßig aufzubauen.
Bei der Stammverlängerung wird nicht mehr - wie früher üblich - eine zweite Leitastserie eingebaut. Es werden nur Fruchtäste zugelassen, die mit einem flachen Winkel von der Stammverlängerung abgehen. Steil stehende Triebe sind unbrauchbar und werden entfernt.
Nach dem 6. oder 7. Standjahr ist in der Regel der Kronenaufbau abgeschlossen. Die Leitäste werden nun nicht mehr angeschnitten. Die Hauptarbeit besteht darin, nach innen wachsende, starke Triebe auf den Leit- und Seitenästen zu entfernen. Schwache Triebe oder Fruchtholz bleibt auch astoberseits stehen. Zu stark gewordene Seitenäste werden wieder dem Leitast untergeordnet. Es ist immer noch ratsam, darauf zu achten, dass die Leitäste in etwa in der Saftwaage stehen.
Auch die Kronenmitte, die ja im Trieb bevorzugt wird (Spitzenförderung), muss ständig beobachtet werden. Steile, starke Triebe werden entfernt oder auf flacher stehende Seitentriebe abgeleitet, um eine überbauung der Krone zu vermeiden.
Die Fruchtäste senken sich im Laufe der Jahre aufgrund des Fruchtbehanges nach unten. Dies nach unten hängenden Astpartien werden nur unzureichend ernährt. Es entstehen viele kleine Früchte. An der Scheitelstelle des Fruchtastes entstehen Neutriebe, von denen einer die Funktion des Fruchtastes übernehmen kann. Der Fruchtast wird bis auf diesen Trieb zurückgeschnitten und übernimmt nun die Funktion als Fruchtast.
Kernobstbäume, die als schlanke Spindel erzogen werden, finden immer mehr Eingang in die Hausgärten. Die Pillarerziehung ist besonders für kleine Gärten geeignet, da der Baum sehr schlank gehalten wird. Um Kernobst in Pillarform zu erziehen, muss die Obstsorte auf eine schwachwachsende Unterlage veredelt sein. Bei Apfel sind M9, M27 oder M26, bei Birne die Quitte die geeigneten schwachwachsenden Unterlagen.
Der Hauptunterschied zwischen schlanker Spindel und Dreiastkrone ist das Fehlen von Leitästen bei der Spindel. Hier gehen direkt vom Stamm die Fruchtäste aus.
Als Pflanzenmaterial sind einjährige Veredelungen mit flach abgehenden Seitentrieben besonders gut geeignet. Beim Pflanzschnitt wird der Konkurrenztrieb zur Stammverlängerung entfernt. Ab 50 - 60 cm Entfernung vom Boden werden die ersten Seitenäste eingebaut. Steil stehende Triebe werden entfernt oder in die Waagerechte gebunden. Der Mitteltrieb wird 30 - 40 cm über dem letzten Seitentrieb angeschnitten.
Die Seitentriebe bleiben ungeschnitten und sollen möglichst waagerecht stehen. Im 2. - 4. Standjahr wird ähnlich verfahren, d. h. steil stehende Trieb werden entfernt oder waagerecht gebunden. Auf eine gleichmäßige Garnierung der Stammverlängerung mit Fruchtästen ist zu achten. Wiederum wir die Mitte 30 - 40 cm über der letzten Verzweigung angeschnitten, um einen gleichmäßigen Austrieb der Seitenäste anzuregen. Bei sehr starktriebigen Sorten kann der Mitteltrieb im Juli waagerecht gebunden werden. Im August/September oder im nächsten Frühjahr wird der Mitteltrieb dann wieder senkrecht gestellt. Dies bewirkt eine Beruhigung der Mitte und eine Förderung der Baumaustriebe.
Ab dem 5. Standjahr dürfte spätestens die Endhöhe von ca. 2,0 - 2,5 m erreicht sein. Zur Höhenbeschränkung wird der Mitteltrieb auf einen waagerechten Fruchttrieb zurückgenommen.
In den folgenden Jahren ist eine überbauung der unteren Kronenbereiche zu vermeiden. Konsequenter Auslichtschnitt im oberen Kronenbereich ist hier unbedingt nötig. Schnittmaßnahmen im Sommer ab August sind hierzu besonders geeignet, da der Baum duch Sommerschnitt gleichzeitig im kommenden Neuaustrieb gebremst wird. Der Baum wird "ruhiger". Eine ständige Fruchtholzverjüngung ist ebenfalls anzustreben. Abgeneigte Fruchtäste werden auf Neutriebe abgelegt; bei fehlendem Fruchtholz wird auf Zapfen geschnitten.
Riess, W. : Obstbaumschnitt in Bildern, Obst- und Gartenbauverlag München 1982
Loose, H. : Obstbaumschnitt, (Kern-, Stein- und Beerenobst), BLV Verlag München 1988
Metzner, R. : Das Schneiden der Obstbäume und Beerensträucher, Ulmer Verlag Stuttgart 1991
Streuobstbau - Landratsamt Freudenstadt