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Die Texte entstammen den Schautafeln, die überall auf der Burg aufgestellt sind. Sie sind vom Verfasser dieser Website teilweise durch andere Quellen oder kurze weitgehend bekannte Erklärungen zum besseren Verständnis ergänzt. Auch auf dem schmalen Serpentinenweg zur Burg hinauf sind immer wieder Stationen mit großen Holzfiguren und Schautafeln, vorwiegend für Kinder, aufgestellt. Weiterhin verweise ich auf die Seite der Gemeinde Seelbach: seelbach-online.de

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Blick nach Biberach und Zell am Hamersbach ins Kinzigtal

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Blick von Biberach auf den Höhenzug

Burgruine Geroldseck

Der Pfad hinauf zur Burg

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Der Ursprung Hohengeroldseck

Frei übersetzt heißt Gerold: der, der den Speer beherrscht. Gemeint ist also oein Waffenträger. So einer ist Gerold gewesen, der Schwager von Karl dem Großen. Er ist dem Kaiser treu gefolgt und hat viele schlachten für ihn geschlagen. Ihm wird in einer Chronik nachgesagt, er habe den berühmten Sachsenherzog Widukind erschlagen, im Spätjahr 799 kommt Gerold in einer Schlacht gegen die heidnischen Awaren ums Leben. Dieser Kireger, heißt es, sei der Erbauer der Hohengeroldseck gewesen.

Aus der Geschichte der Burg

Es bestand eine alte Burg unweit auf dem Rauhkasten. Es führt kein Wanderweg dort bis ganz hinauf auf die steile Anhöhe voller Geröll mitten im Wald.

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

1250-1260 (andere Quellen 1240-1250) Bau der Geroldseck am heutigen Standort, Bauherr: Walter I von Geroldseck
1277 Landesteilung: Die Herrschaft umfasste im Eigentum (Allod) Lahr, Mahlberg, Schiltach, Kloster Schuttern, Kloster Ettenheimmünster. Ferner (als Lehen des Bischofs von Straßburg die Verwaltung) die Landvogtei zu beiden Seiten des Rheins von Basel bis Seltz.
1370 Aufteilung der Burg zwischen den Brüdern Georg und Heinrich, Gemeinsame Nutzung des Brunnens auf der Geroldseck sowie der dazugehörigen Herberge "Zum Löwen" auf dem Schönberg
1399 starke Beschädigungen an der Burg durch einen Blitzeinschlag
1442 Markgraf Jakob I von Baden kaufte für 30.000 Gulden die Herrschaft Mahlberg und Lahr (Lahr ohne Ortsteile, also z.B. Kuhbach oder Burgheim blieben geroldseckisch). Dies ist heute noch im Anteil der katholischen (Haus Geroldseck) und evangelischen (Haus Baden) Bevölkerung spürbar, insbesondere während der Fasnet, die ja von der katholischen Kirche vereinnahmt wurde. (Ursprünglich war die Fasnet das Abschiedsfest, bevor die Söhne aus den Höfen alljährlich ihre Wanderschaft (Waltz) auf der Suche nach handwerlicher Ausbildung bes. in den Städten, vor allem Richtung Süden, Frankreich und Italien, antraten.)
1473 Erfolglose Belagerung der Burg durch Straßburg
1486 Belagerung und Eroberung der Burg durch den Pfalzgrafen (Kurpfalz) Philipp II
1504 Kaiser Maximilian zwingt Philipp II zur Rückgabe der Herrschaft an Gangolf I von Geroldseck
1599 Umzug von Jakob von Hohengeroldseck in das erworbene umgebaute Schloss Dautenstein in Seelbach, auf der Geroldseck verbleibt eine kleine Besatzung.
1634 Tod des letzten Geroldseckers Jakob: Einzige Erbin ist Anna-Maria, die mit Markgraf Friedrich V von Baden-Durlach verheiratet worden war. Kaiser Ferdinand II ignoriert diese habsburgischen Ansprüche und vergibt die Herrschaft Geroldseck neu an den noch unmündigen Kraft Adolf Otto von Cronberg (als habsburgisches Lehen), da dessen Vater Philipp XI von Cronberg/Taunus 1634 auf einem Feldzug verstorben war. 1662 entfachte dieser mit dem Herzog von Baden einen Streit um die Kuhbacher Sägemühle.
1689 Zerstörung der Burg durch Truppen Ludwig XIV (Pfälzischer Erbfolgekrieg), die Burg wird zum Steinbruch
1692 Das Haus Cronberg stirbt aus, die 4 Söhne sterben alle vor dem Vater, Markgraf Friedrich Magnus von Baden lässt den von seinem Großvater Friedrich V ererbten Anspruch (als Eigentum) wieder aufleben, trotzdem erhalten die Freiherren von der Leyen/Hunsrück (die in der habsburgischen Lehensnachfolge Berechtigten) Burg und Herrschaft Hohengeroldseck als habsburgisches Lehen
1692 Der habsburgische Landvogt der Ortenau (Verwalter) Karl II von Neveu, setzte mit 300 Mann den Anspruch durch, ließ alle badischen Wappen entfernen, vertrieb die badischen Beamten und nahm auch gewaltsam Schloss Dautenstein ein.
1693 Der Bau von sternförmigen Schanzungen zur Verteidigung wird aus Kostengründen eingestellt
1711 Die Herrschaft Hohengeroldseck wird Reichsgrafschaft im Besitz von der Leyen
1806 Die Reichsgrafschaft Hohengeroldseck wird Mitglied im napoleonischen Rheinbund, dadurch unabhängiges Fürstentum von der Leyen
1815 Die Herrschaft Hohengeroldseck wird wieder habsburgisch/österreichisch
1819 Hohengeroldseck wird badisch, die Familie von der Leyen bleibt jedoch Eigentümer und ist es bis heute
1892-1901 Erste Sicherung und Restaurierung der Burg
1951-1952 Der Schwarzwaldverein Lahr baut eine neue Wendeltreppe in den Turm des hinteren Palas ein.
1958 Gründung des "Vereins zur Erhaltung der Burgruine Hohengeroldseck", der mit der Sanierung der Ringmauer und weiterer Sicherungsmaßnahmen beginnt
1960 Der Schutt aus dem Palas wird entfernt, die gekuppelten Fensternischen des Rittersaals werden mit Sandsteinen instand gesetzt
2011 Weitere umfangreiche Sanierungsmaßnahmen werden notwendig

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck

Burganlage

"Blicket zum Himmel Reisende und bewundert das von mir geschaffene Werk, das meiner edlen Familie geziemet. Meine Urahnen waren römische Senatoren, einer ihrer Nachkommen war ein treuer Gefolgsmann des großen Franken-Kaisers Karl. Ich diene dem mächtigen Staufer-Kaiser Friedrich II als tapferer Ritter, der mir deshalb diese Herrschaft übergab und mir und meinen Nachkommen die Gunst gewahrt, von allen Edlen der Ortenau der Herausragendste zu sein."

Ob das alles so stimmt? Auch heute passen "edle Damen und Herren" ihre Lebensläufe den jeweiligen Gegebenheiten an und begründen damit Ansprüche. Genau das tat Gangolf, einer der Nachkommen Walters im Jahre 1535. Er ließ von dem Augsburger Kirchenlehrer Pappenheim eine Familienchronik anfertigen, mit der er, der verarmte Graf, die alte Größe seiner Familie aufzeigen wollte.

Zweifellos waren die Geroldsecker im 13. Jahrhundert das einflussreichste Geschlecht in der Ortenau. Geschickte Heiratspolitik, Silbererzfunde im Gereuter Tal, aber auch kriegerische Unternehmungen ließen sie zu Wohlstand kommen und ermöglichten ihnen, ihre alte Burg auf dem Rauhkasten aufzugeben und sich um 1250 am heutigen Platz eine ihnen eher angemessen erscheinende neue Burg zu bauen. "Seht her, staunt - und legt euch ja nicht mir uns an!" Die Burg Geroldseck entstand in zeitlicher Nähe zur Lahrer Tiefburg, einer Wasserburg der Geroldsecker zur Verwaltung und zum Schutz der Siedlung Lahr. Darauf weisen identische Steinmetzzeichen an Steinquadern in Lahr und auf der Burg hin. Sie wurde bis zu ihrer Zerstörung 1689 durch Truppen des französischen Königs Ludwigs XIV immer wieder erweitert oder umgebaut. Die ursprüngliche Anlage lässt sich jedoch auch heute noch gut erkennen.

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Unteres Burgtor

An dieser Stelle ist auf dem Grundriss Beaulaincourts eine Toranlage zu erkennen. Wenn Sie dem Weg weiter folgen, erreichen Sie heute einen breiten Platz. Dieser Platz ist das Ergebnis der Absicht, die Hohengeroldseck nach ihrer Zerstörung durch die Truppen des französischen Generals Créqui 1689 zu einer Befestigung auszubauen. Dazu begann Beaulaincourt, durch die Einebnung des Geländes ein sternförmiges Schanzwerk (Bastionen) anzulegen. In dessen Zacken aufgestellte Kanonen hätten einen möglichen Feind bereits auf seinem Marsch zur Geroldseck bekämpfen können. Die Maßnahmen erwiesen sich jedoch im Verhältnis zu dem möglichen Nutzen als zu teuer, so dass sie rasch eingestellt wurden.

Vor 1693 setzte sich hier wohl der relativ enge Weg bis zum eigentlichen Zugang zur Burg über die Zugbrücke fort. Die meisten Zugänge zu einer Burg ziehen sich links entlang der Burgmauern hin. Nach Ansicht von Historikern ist das kein Zufall, denn Angreifer schützen sich durch Schilde, die sie als Rechtshänder links trugen. Diese Art der Wegführung zwang die Angreifer, den Verteidigern auf der Burgmauer ihre rechte ungedeckte Seite zu zeigen. Der Weg zur Zugbrücke wurde auf der linken Seite entlang der Krone des Abhanges durch einen Palisadenzaun, Trockenmauern oder Ähnliches geschützt.

Die Ringmauer

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Die Ringmauer

Um sich zu bergen, sich geborgen zu fühlen, zogen sich die Menschen am besten hinter die mächtigen Mauern einer Burg zurück - das ist die Bedeutung des alten deutschen Wortes "Burg". Waren es bei den Kelten noch Erd- und Steinwälle oder Palisaden, die für den Schutz der Menschen sorgten, so wurden diese Befestigungselemente im Laufe der Zeit durch immer höhere Steinmauern ersetzt und ergänzt, so auch bei der Geroldseck. Die Ringmauer umzog einst die ganze Burganlage mit einer Höhe von bis zu 9 Metern und einer Breite bis zu 2 Metern, oben abgeschlossen durch einen Wehrgang. Die alten Abbildungen lassen sogar aufgesetzte kleine Schartürme erkennen. An einigen Stellen war der Wehrgang sicher auch überdacht. Als Baumaterial verwandten die Steinmetze den nicht einfach zu bearbeitenden Porphyr des Felsens, den Sand für den Mörtel holten sie sich aus einer Grube im Gereutertal. Vermutlich wurde dieses Baumaterial ergänzt durch gut behauene Steine der alten Burg auf dem Rauhkasten. Diese leichter zu verarbeitenden "Bossensteine mit Randschlag" finden sich bevorzugt an den Ecken der Gebäude, um so eine größere Stabilität zu erreichen. Vorbild waren hier sicher die Buckelquader der Römer, die diese beim Bau ihrer Kastelle benutzten. Um eine solch hohe, gleichzeitig aber auch stabile Befestigungsmauer errichten zu können, bediente man sich des Prinzips der zwei Schalen aus geglätteten Steinen. Die glatten Seiten zeigten nach außen, nach innen liefen sie unbehauen, teilweise sogar spitz zu. Den Raum zwischen den Außenschalen füllte man mit Geröll und Mörtel auf. Beim genaueren Hinschauen entlang der Mauer fallen auch kleinere parallel verlaufende Steinschichten auf. Diese sogenannten Tagwerkschichten wurden am Ende des Tages vermörtelt, damit, wenn der Mötel über Nacht trocknete, die Steinmetze am nächsten Morgen eine ebene, feste Unterlage für den weiteren Aufbau der Mauer zur Verfügung hatten.

Besonders in den Treppentürmen und Gebäuderesten lohnt es sich, auch nach den eingemeißelten Steinmetzzeichen aus geraden, krummen oder kombinierten Linien zu suchen. Diese Zeichen sind gleichsam "Urhebermarkierungen" des jeweiligen Steinmetzes, wohl zum Zwecke der Lohnberechnung. Dass Steine mit sochen Masrkierungen nicht in regelmäßigen Abständen im Mauerwerk auftauchen, liegt wohl daran, dass Steinmetze ihre Bausteine vorbereiteten, auf einen Haufen legten und nur den obersten Stein markierten, um den Haufen als ihr Baumaterial zu kennzeichnen.

Das Gesindehaus

Burgruine Geroldseck

Durch die Verwenung des Porphyrs als Baumaterial entstanden auf gleichsam natürliche Art und Weise zwei Terrassen, die eine deutliche Zweiteilung der gesamten Anlage ermöglichten. Auf der oberen Terrasse, der Oberburg, entstanden die beiden Palasse als Wohnsitze der adligen Herren. Auf der unteren Terrasse, der Unterburg, waren die Wirtschafts- und Bedienstetengebäude vorgehalten. Die Bodenradarmessungen von 2012 erbrachten den Beweis umfangreicher, parallel zur Ringmauer errichteter Gebäude. Ihre Fundamente lassen sich noch heute in den unterschiedlichen Nutzungshorizonten des Untergrunds erkennen. Die Reste des aufragenden Treppenturms belegen ein besonderes Gebäude an dieser Stelle. Die Mauerstruktur weist auf einen ca. 8 m langen, mindestens 3-stöckigen Palas aus der Renaissance hin, 15. - 17. Jahsrhundert. Dieser "Palas" wird heute allgemein als "Gesindehaus" bezeichnet. Gesinde waren Mägde und Knechte, die von einer Herrschaft abhängigen und mit dieser in häuslicher Gemeinschaft lebenden, unfreien Arbeitskräfte. Mittelalterliche Quellen berichten von den Lebensbedingungen dieser Menschen. Ihnen wurde z. B. nur eine Schlafstelle aus Stroh, meist in der Umgebung ihres Arbeitsortes, zugestanden. Dass man diesen unfreien Arbeitskräften ein mehrstöckiges steinernes Haus zugestand, ist eher unwahrscheinlich. Auch war die Anzahl des ständig auf der Burg lebenden Gesindes nicht so hoch, wie man heute allgemein vermutet, da das Gesinde bei umfangreichen Arbeiten durch die unfreien Bauern der Umgebung und deren Familienangehörigen Unterstützung erhielt. Nur in Kriegszeiten wurde die Besatzung der Burg durch die dem Burgherren verpflichteten Ritter und Kriegsknechte verstärkt. Das alles spricht gegen ein ausschließlich dem Gesinde vorgehaltenes Gebäude. Anzunehmen ist aber, dass an dieser Stelle ein einfacheres Gebäude stand, das erst durch den Renaissance-Bau ersetzt wurde. Wozu dieser dann aber diente, ist bis heute ungeklärt.

Ruprecht-Stock

Burgruine Geroldseck

Dieser Bau wurde erstmals namentlich 1434 und 1435 in Teilungsbriefen als "Ruprechts-Stocke" erwähnt. Der Zweck dieses Gebäudes lässt sich vielleicht aus dem mittelalterlichen "In den Stock schlagen" erschließen, was so viel heißt, wie jemanden für kurze Zeit einsperren. Diese Strafe wurde oftmals sogar als ein Gnadenakt gewährt, wenn der Verurteilte eine andere Strafe z.B. Geldbuße nicht leisten konnte. Das bedeutet, dass dieses Gebäude der Kerker der Geroldsecker gewesen sein könnte.

Das Gebäude war 2-stöckig, das Erdgeschoss bestand aus drei tonnengewölbten Räumen. Unter dem Eingangsbereich befindet sich ein ca. 3,50 m tiefes Gewölbe mit einem Durchmesser von ca. 2,50 m. Im Scheitelpunkt der Wölbung das sogenannte "Angstloch" mit einem Durchmesser von 65 cm, durch das ein Gefangener auf einem Reitholz sitzend in die Tiefe abgeseilt werden konnte. Auf dem Boden fand sich bei der Freilegung ein Stück Eichenholz, das dentrochronologisch auf das Jahr 1265 datiert wurde.

Die Schmiede

Im Zusammenhang mit den 2010/11 durchgeführten Mauersanierungsmaßnahmen wurden vom Landesdenkmalamt in Freiburg auch Bodenradarmessungen durchgeführt, um die bei Vermessungen festgestellten Auffälligkeiten klären zu können. Diese "Durchleuchtung" des Untergrunds erbrachte deutliche Gebäudefundamente entlang der Umfangsmauern. Damit ist der Beweis erbracht, dass sich zahlreiche feste Gebäude einst entlang dieser Umfassungsmauern anlehnten Zu diesen zählt die hier teilweise frei gelegte Schmiede, ursprünglich ca. 6 m x 6 m groß.

Der auch heute, trotz einer früheren Sanierungsmaßnahme zugemauerte Kaminzug und die ebenfalls noch sichtbare tonnenförmige Ofenanlage ließen eine solche Werkstatt an dieser Stelle erahnen. Die geborgenen Funde ergaben den endgültigen Beweis. Zwar weist der bereits früher gefundene Amboss und die 2010/11 in einer Ecke sichergestellten metallenen Gegenstände (vermutlich ein Metalldepot) auf das 17. Jahrhundert hin, trotzdem kann man davon ausgehen, dass eine Schmiede bereits bei Baubeginn Teil der Burganlage war. Allein zum Graben des Brunnens im Brunnenhaus benötigte man eine Unzahl eiserner Meißel und Spitzhacken, die jeden Tag immer wieder neu geschäft werden mussten.

Weiter geborgen wurden verschiedene Reste eiserner Gegenstände, aber auch Rohmaterialien und Halbzeug (z. B. Flacheisen mit den Kennzeichen der gängigen Schmiedetechnik-Schrotung), ein Geißenfuß und aufgetrennte Bleche eines eisernen Brustpanzers (Harnisch). Hauptsächlich dürften jedoch Dinge des täglichen Bedarfes, Tür- und Fensterangeln, Beschläge, Schlösser u. a. hergestellt worden sein. (Mit Wasserrädern betriebene Schleifsteine und Hammerwerke im Tal waren jedoch weitaus bequemer - obwohl die Schwarzwälder von Wind- und Wasserrädern und solcher Technik aus Norddeutschland wenig hielten und lieber von Hand sägten und hämmerten.)

Wenn man davon ausgeht, dass der steinerne Löschtrog aus Buntsandstein auf einem kleinen Podest auf dem teilweise freigelegten Ziegelplattenboden stand und dies in Bezug setzt zu den Balkennestern in der Ringmauer, lässt sich eine Raumhöhe von drei Meter erschließen. Die ehemaligen Fensteröffnungen in der Ringmauer lassen zusätzlich eine Art Obergeschoss annehmen. Geschützt wurde die Schmiede wohl durch ein Pultdach.

Durch das Haupttor hinauf zur Oberburg

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck

Bereits zwei Tore lagen hinter dem Besucher oder Feind, wenn er diese Stelle erreichte. Unmittelbar vorher musste er eine ebene Fläche durchqueren, die in der Literatur als sternförmige Schanzenanlage erklärt wird, die der in habsburgischem Dienste stehende "Genie-Offizier" Beaulaincourt 1696 anlegen ließ. Wahrscheinlich ist, dass dieser "Ingenieur" Beaulaincourt eine bereits vorhandene "Vorburg" zu einer um die Burg herumlaufenden Schanzanlage ausbauen sollte. Durch diese Schanzungen sollte die Hohengeroldseck zu einer Festung werden, die man auch mit Kanonen verteidigen konnte, was sich jedoch als zu teuer erwies und deshalb eingestellt wurde.

Das Haupttor in der nordöstlichen Ecke lag über dem Niveau dieser Vorburg und konnte daher nur über eine Zugbrücke passiert werden. Nach ungefähr 20 Metern folgte ein weiteres, hinteres Tor. Dazwischen lag ein trapezförmiger Zwinger. Von der äußeren, ca 1 Meter breiten Umfassungsmauer und einer inneren, etwas stärkeren Mauer von deren Wehrgängen konnte ein eingedrungener Feind wirkungsvoll bekämpft werden.

Abgang zum Brunnenhaus

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck

Trinkbares Wasser war und ist auch heute für Menschen (und Vieh und Pferde) unverzichtbar. Solches Wasser zu schützen ist eine lebensnotwendige Aufgabe, besonders auf einer Höhenburg wie der Geroldseck. Ursprünglich 65 m tief trieben hier die Erbauer einen Schacht durch hartes Porphyrgestein in die Tiefe, bis sie Quellwasser erreichten. Heute beträgt die Tiefe dieses Schachtes aufgrund des hineingeworfenen Schutts nur noch ca 27 m. Das Ganze umgaben sie mit einem festen Gebäude mit Schießscharten zur Verteidigung, um eine gewollte (z.B. mit Tierkadavern) oder unabsichliche Vergiftung von außen zu verhindern. In das Brunnenhaus konnte man nur von der Oberburg über den angebauten Treppenturm aus gelangen. Damit hatte man jederzeit verfügbares, einwandfreies und vor allem sicheres Wasser.

Der Bau des Burgbrunnens war eine herausragende Leistung mittelalterlichen Brunnenbaus. Nicht nur die Härte des Gesteins sondern die mit zunehmender Tiefe immer notwendiger werdende Zufuhr von Frischluft erforderten bergmännische Kenntnisse. Es ist zu vermuten, dass der um die gleiche Zeit einsetzende Silbererzabbau dem Geroldsecker Burgherren Walter die notwendigen Spezialisten lieferte.

Das neue Hus - der vordere Palas

Burgruine Geroldseck

An dieser Stelle stand ein zweiter Palas. Die alten Abbildungen zeigen deutlich zwei herrschafltiche Gebäude, die sich in Höhe und Form ähneln. Die Quellen sprechen zuerst von dem "vorder hus" und "hinder hus", später vom "nuwe Hus" und "alt hus uff dem velsen". Neues Haus würde bedeuten, dass es deutlich später als der eigentliche Palas gebaut wurde. Gegen diese Annahme spricht jedoch die gesamte Anlage der Burg, die von Anfang an auf ein Ensemble aller Burgteile ausgelegt war. So war das "nuwe hus" durch eine hohe Mauer mit Wehrgang direkt mit dem "alten hus" verbunden. Die Bezeichnung neu wäre also darauf zurückzuführen, dass zu einer späteren Zeit größere Veränderungen an dem vorderen Haus vorgenommen worden sind. Dass es heute völlig verschwunden ist, ist der Tatsache geschuldet, dass seine Steine den zahlreichen Bauern der Umgebung nach der Zerstörung der Burg für den Bau der eigenen Höfe sehr willkommen waren. Auch Tulla soll bei dem Bau der Ludwigstraße auf Baumaterial aus der aufgegebenen Burg zurückgegriffen haben. Beides lässt sich an den dort festgestellten Steinmetzzeichen beweisen. Alte Schönberger erzählen, dass die Mauersteien einfach vom Felsen nach unten gerollt wurden. Um sie leichter abtransportieren zu können, hat man darüber hinaus auch noch die Ringmauer an einer Stelle durchbrochen.

Warum aber zwei herrschaftliche Gebäude? Nach mittelalterlichen Regeln hatten alle, die von der gleichen Mutter geboren worden waren, ein Wohnrecht auf der Burg der Eltern. Die Geroldsecker bildeten wenigstens anfänglich eine große, weit verzweigte Familie, deren Mitglieder sich sehr häufig um das jeweilige Erbe stritten. Bereits 1370 werden durch einen Teilungsbrief die Burg und die dazugehörigen Besitzungen und Rechte zwischen den zerstrittenen Brüdern Georg ("hinder hus") und Heinrich ("vorder hus") aufgeteilt. Beide Brüder besaßen bis 1370 alles gemeinsam, jedoch "mit so großem Unfrieden, daß es mehrmals zu wichtigen Thätlichkeiten zwischen ihnen kame." Graf Hugo von Fürstenberg und Walther Herr von der Dicke schlichteten den Streit mit dem Ergebnis der "beständigen Öffnung ihrer gemeinschaftlichen Vesten Hohengeroldseck und Schiltach". Danach folgt die eigentliche Aufteilung der Burg. Der Brunnen sollte von beiden gemeinsam genutzt werden dürfen.

Das wiederholte sich 1434. Nun wird durch einen neuen Teilungsvertrag der Burgfrieden zwischen den Brüdern Diebold (jetzt "nuwes hus"), Georg und Hans ("alt hus") wieder hergestellt. Auch sollte jeder der drei Brüder drei wehrhafte Knechte auf dem Schlosse haben und jeder abwechselnd zwei Jahre Baumeister sein. Jede Burg besaß auch eine Kapelle. Eine solche Kapelle war Bestandteil des vorderen Hauses. Es dürfte sich dabei wohl eher um einen etwas größeren Raum gehandelt haben, dessen Altar in einen Erker hineingebaut worden war.

Vertrag zwischen Gerorgen und Heinrichen Herrn zu Geroldseck. 1370 (Auszug)

Ich George von Geroldsegke genant von Türwingen, Herre zu Geroldsegk
thun kunde allen den, die disen Brief ansehent oder hdrent lesen, nu oder hernoch
Umbe die Stösse, Span unnd Missehellin, so ich han gehept mir mine Bruder, Heinrich
von Geroldsegke, des wir zu beden Siten kummen sint, und gelassen hant,
Dogegen ist mir Georgen von Geroldsecke zu Teile geuassen undt worden: Iten
daz Hinderhus zu Geroldsecke uff der Westin, und der Hinderkeller in der Burge, und
der Spycher darobe. Iten, der Burne und die Tor die iezzent an daranne sint, die so
gemeine. Ich der vorgenant George habe och vollen Gewaltt, ein Tor zu machen
unde hindenant usbrechen, uff der Westin Geroldsecke, undt mag och die Burg underschl
hen undenant unde obenant, ob ich will, undt soll das machen in meine Kosten, undt
venne daz Tor gemaht wirde, so soll ich kein Recht me haben zu dem vorderen Tor, uns
ist der Burne allwegent gemeine. Mir sit och geuassen die Wogrye zu Schutter undt

Das "alte huss" Der hintere Palas

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck

Auf dem Wehrgang zwischen beiden Palas

Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
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Burgruine Geroldseck Burgruine Geroldseck
Burgruine Geroldseck

Das "alte huss uff dem velsen" Der hintere Palas

Einst besaß die Burg Hohengeroldseck zwei Palasgebäude, das "hintere" oder "alte Haus" und das "vordere" oder "neue Haus". Die Zerstörung durch den frnazösischen Marschall Créqui 1689 und der danach einsetzende Zerfall und die Nutztung als "Steinbruch" für viele Baumaßnahmen in der Umgebung hat allein der hintere Palas überstanden. über einem unregelmäßigen Viereck als Grundriss erhebt sich ein vierstöckiges Wohngebäude mit einer Giebelhöhe ovn ca. 20 m, dessen Stockwerke über einen Treppenturm erreicht werden konnten. Durch die Haupteingangstür, die mit Hilfe eines Querbalkens zusätzlich verriegelt werden konnte, betrat man die Kellerräume, Proviant und Waffenmagazine des Erdgeschosses. Hier beträgt die Mauerstärke ungefähr zwei Meter, zahlreiche Schießscharten durchbrechen das Bruchsteinmauerwerk aus dem Urgestein des Felsens, die mächtigen Sandsteinquader der Ecken verleihen die notwendige Festigkeit und Stabilität.

In der Mauer zum Hof reicht ein schaler Schacht bis in das 3. Geschoss - Platz für die Gewichte einer großen eisernen Uhr aus dem 17. Jahrhundert, rechts danaben beginnt die Ausmauerung eines Kamins; die zahlreichen Aussparungen in den Wänden lassen auf Kragsteine zur Auflage der Deckenbalken schließen. Die Türöffnungen führen zum Treppenturm, der die Verbindung zu den einzelnen Geschossen herstellte.

Im ersten Stock war wohl die eigentliche Ritterwohnung. Der zweite Stock mit den gekuppelten Spitzbogenfenstern in allen Wandseiten diente als Rittersaal der Repräsentation. Unterstellt man, dass dieser Rittersaal möglichst fast das gesamte Stockwerk beanspruchte, bedeutet das, dass dieser Raum den ganzen Tag von der Sonne Licht erhielt und nach allen Seiten einen beeindruckenden Blick in die umgebende Landschaft erlaubte. Man kann sich leicht vorstellen, wie die Burgherren mit ihren Familien oder Gästen auf den Sandsteinsitzbänken in den Fensternischen saßen und diese Aussicht genossen. Hier ist auch die Wandstärke deutlich geringer. Das und die Sonne zusammen mit den wärmenden Kaminfeuer vertrieben die Dunkelheit, Feuchtigkeit und Kälte anderer Räume und machten ihn wohl zum angenehmsten Aufenthaltsort auf der ganzen Burg

Der dritte Stock enthielt nur Wohnräume, vermutlich die Kemenaten der Frauen, in denen sich das alltägliche Familienleben der Geroldsecker abgespielt hat.

Ritter

"Knie nieder Knappe. Zu Ehren Gottes und der Marien Ehr, diesen Schlag und keinen mehr! Erhebe Dich nun, edler Ritter, und reihe Dich ein in die Reihe meiner Getreuen."

Erst ab dem 14. Jahrhundert gab es im deutschsprachigen Raum den "Ritterschlag"., den wir heute kennen: vor dem König niederknieen, den Treueschwur ablegen, von ihm mit der flachen Hand auf die Wange oder der Schwertklinge auf die Schulter den Ritterschlag empfangen. Diese Zeremonie kam aus Frankreich und England zu uns. Walter dagegen wird wohl die "Schwertleite" empfangen haben, d.h. das Recht, zukünftig ein Schwert zu führen. Dieses Recht musste er sich mit einer langen Ausbildung verdienen. Bis zum 7. Lebensjahr von der Mutter erzogen und gebildet, wurde er einem befreundeten Adligen als Page übergeben. Auf dessen Burg lernte er die Regeln des höfischen Lebens. Mit 14 übernahm ihn dann ein Ritter zur Ausbildung, dem er im Gegenzug als Knappe dienen musste. Mit ca. 20 Jahren bezeugten sein Ausbilder und ein weiterer Ritter, dass der Knappe von adliger Geburt, christlich getauft, fertig und würdig sei, in den Ritterstand aufgenommen zu werden. Danach erhielt er in einer feierlichen Zeremonie seine Ausrüstung, die ihm in der Regel von seiner Familie geschenkt und angelegt wurde: Helm und Harnisch, Lanze, Schwert und Sporen. Die Zeremonien bei der Schwertleite und dem Ritterschlag werden sich nicht allzu sehr unterschieden haben. Auch der Eid auf die ritterlichen Tugenden war wohl inhaltlich überall gleich: Dienst und Gehorsam für den König, treue Dienste für die Kirche, Schutz der Frauen und Kinder, Erbarmen und Milde gegenüber Armen, Schwachen und Kranken. Die Aufnahme in den Ritterstand war für einen Adligen nicht selbstverständlich. Außer der oben beschriebenen Würdigkeit und Ausbildung waren auch das Wohlwollen des Königs und nicht unerhebliche finanzielle Mittel Voraussetzung. Die Ausrüstung eines Ritters und die Ausrichtung eines dazugehörigen großen Festes waren sehr teuer. Auch deshalb machten sich die neuen Ritter auf die Reise zu großen Turnieren, um sich dort im wahrsten Sinn des Wortes ihre Sporen zu verdienen und sich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Nacht auf der Burg

"Es ist Zeit, ich muss mich von Euch verabschieden. Meine Magd hat Euch ein bequemes Nachtlager gerichtet. doch zuvor zeigt sie Euch noch das heymliche Gemach, falls Euch in der Nacht ein dringendes Bedürfnis plagt. Schlaft wohl!"

Das heymliche Gemach ist keinesfalls ein geheimes Versteck, sondern nichts anderes als ein Plumpsklo wie wir heute sagen. In jedem Geschoss gab es mindestens ein solches "stilles Örtchen", das durch eine Bretterwand vom restlichen Raum abgetrennt war, oft überhängend balkonartig ins Freie hinausgebaut. Der Sitz bestand aus einer Steinplatte mit einem runden Loch in der Mitte. Bequemere hatten eine Holzauflage. Das Ergebniis fiel damals senkrecht in einen Schacht oder direkt vom dritten Stock in den Burggraben. Besonders im Winter muss das eine sehr zugige und kalte Angelegenheit gewesen sein!

Nachts auf einer Burg: kein wärmender Stall mit Tieren im Haus, kein meterhohes Stroh im Speicher als Wärmeschutz, kein helles elektrisches Licht, das Helligfkeit in dem dunklen Gemäuer verbreitete - wenn überhaupt einige Kienfackeln oder Talgleuchten. Die flackerten und warfen zuckende Schatten auf Wände und Böden. Zudem knarrten die Holzbalkendecken und das Dachgebälk im Wind, bei Luftfeuchte- oder Temperaturunterschied. Kein Gips oder Tapeten an den Wänden nur vereinzelt Wandbehänge, Mäuse und Ratten und Katzen huschten durch die Gänge uns man musste Angst haben, dass sie dem Kaminfeuer zu nahe kamen und brennend durch die Räume huschten. Die Schritte hallten. Die kleinen Fenster als Kältequellen waren nur unzureichend mit Fell oder mit Wachs behandelten Tüchern, Pergament oder kostbarem Glas verhängt. Auch bei geschlossenen Holzläden pfiff der Wind durch die Ritzen. Kein Wunder, dass eine solche Burg Anlass gab für unheimliche Geschichten über Verstorbene, die als böse oder gute Geister keine Ruhe fanden.

Der größte Raum war der Rittersaal im Palas, dem Herrenhaus. Hier wurden die Gäste empfangen und die großen Feste gefeiert. Im Alltagsleben der Burg aber waren die Küche und das Frauengemach (Kemenate) wichtiger, denn nur diese beiden Räume verfügten in der Regel über eine Heizquelle, ein offenes Feuer auf einer offenen Feuerstelle mit all seinen Abgasen und gesundheitlichen Gefahren, auf dem ständig Holz nachgelegt werden musste. Andererseits waren die Lebensmittel im Rauch vor Schädlingen geschützt und länger haltbar, es gab ja keinen Kühlschrank, es sei denn, man stapelte Eis vom Winter. Wehe den dafür Verantwortlichen, wenn es ausging! Auch das Schlafgemach war kalt und feucht, obwohl es deswegen meist nur ein ganz kleines Fenster hatte. Das Bett wurde deswegen mit einem Holzgerüst umbaut und mit Tüchern verhängt - das romantische Himmelbett in unserer heutigen Vorstellung. Nicht jeder besaß ein eigenes Bett. Die adlige Familie benutzte Felle und mit Stroh gefüllte Matratzen und Kissen. Die anderen mussten sich mit einem gemeinsamen Strohlager begnügen. "Auch die Flöhe und die Wanzen gehören mit zum großen Ganzen!" wie der später geborene Dichterfürst Goethe formulieren wird.

Burgherrin

"Sei gegrüßt, edler Gast, erfreue mein Herz wie jener Troubadour, der sich heute Morgen von unserer Burg mit diesen Worten verabschiedete: Herrin, erlaube mir, wenn es schicklich ist, ein paar Worte an Euch zu richten. Wisset, Ihr seid schön. Besitzt Ihr, woran ich nicht zweifle, außer Schönheit auch noch innere Vorzüge, dann kann es nichts Rühmlicheres geben."

Das sind leicht verändert ein paar Zeilen eines Minneliedes von Walter von der Vogelweide."Frowe, enlat iuch niht verdriezen" (Herrin, erzürnt Euch nicht). Es könnte tatsächlich sein, dass ein fahrender Minnesänger der Burgherrin Heilika dieses Lied vortrug. Sein Inhalt lenkt jedoch von der wahren Stellung der Burgherrin ab. Oft bereits im Kindesalter per Vertrag verheiratet, zielte eine solche Eheschließung auf das zu erwartende Erbe in Form von Ländereien, die Mitgift oder beabsichtigte Bündnisse. Auch eine adlige Frau musste ihrem Vater oder Ehemann absolut gehorsam sein und blieb in ihren Aufgaben auf den häuslichen Bereich beschränkt. Ihre Schönheit und Sittsamkeit hatte das Ansehen ihrer Ehemänner zu mehren. Ihre Bildung war notwendig bei der Erziehung der Kinder, ihr hauswirtschaftliches und medizinisches Wissen brauchte sie als Herrin über die Knechte und Mägde der Burg. Sie sorgte für einen reichhaltigen Kräutergarten und behandelte mit Heilkräutern einfache Wunden und Krankheiten. Sie unterhielt die Besucher mit Gesellschaftsspielen wie Schach oder trug Lieder vor. Sie spielte mit den Kindern und brachte ihnen bei, was sie selber wusste. Auf einer Burg - oder auch einem einfachen Bauernhof - gab es damals im Gegensatz zu heute eine ganze Horde Kinder, keine Seltenheit, dass eine Frau 10 Kinder gebar, und auf dem Hof waren ja mehrere verwandte Familien, dazu noch die Dienerschaft, die auch nicht kinderlos war. Sie überwachte die Zubereitung der täglichen Mahlzeiten, bestehend aus Brot (Brot war mühsam herzustellen ohne Dreschmaschinen und daher eher selten), gewürtzem Wein, Most (da man dem Trinkwasser nicht vertrauen wollte, trank man lieber Most, auch die Kinder und Babies), Nüssen, Obst, Rüben, Linsen, Hirse, Milchprodukten, (auch Ziegenmilch), Eier, Fisch und Fleisch wie z. B. von Haustieren, Hühnern, Hasen, Schweine, Ziegen, Tauben oder Jagdtieren wie Wildenten. Sie achtete bei den Mahlzeiten auf standesgemäße Tischmanieren nicht wie ein Schwein schmatzen und schnaufen, nicht rülpsen und in das Tischtuch schneuzen, nicht gleichzeitig reden und essen wollen.

Aber auch sie musste sich, eher noch als die anderen, dem Tod als ständigem Begleiter unterwerfen. Sie lebte unter ständigem Zwang einen männlichen Erben gebären zu müssen. Hinzu kam, dass jedes dritte Kind schon vor seinerm fünften Lebensjahr starb und nicht einmal jedes zweite Kind das 20. Lebensjahr erreichte - risikoreiche Schwangerschaften, anstrengende Geburten und die Gefahren des Wochenbettes waren die Folge. Frauen, auch adlige Damen hatten daher im Gegensatz zu heute eine geringere Lebenserwartung als ihre Ehemänner. Selten nur wurden beide Eheleute gemeinsam alt, oft genug trennte ein großer Altersunterschied die Eheleute.

Burgruine Geroldseck

Madonna von Hohengeroldseck

Das Originalbild - ein Ölgemälde - wude im 18. Jahrhundert von Amtmann Schmidt aus Seelbach im zusammengerollten Zustand in einem Kamin der Ruine Hohengeroldseck aufgefunden. Vermutlich wurde das Bild von einem Soldaten aus der Créqui'schen Armee bei der Zerstörung der Burg im September 1677 geraubt, welcher dasselbe - jedenfalls auf einen Rat seines Beichtvaters hin - wieder an die Stelle brachte, wo er es gestohlen hatte, und es, da die Schloßkapelle zerstört und abgebrannt war, in den Kamin steckte, wo es dann etwa 100 Jahre später vom Amtmann Schmidt gefunden wurde.

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